In Crans-Montana am Luganersee

Scammer erfinden Fake-Hotel mitsamt Fake-Berglandschaft

Uhr
von Coen Kaat und san

Ein Hotel in Kanton Wallis wirbt auf seiner Website mit einer wunderschönen Aussicht auf den Lake Montana. Aber diesen See gibt es gar nicht. Ein genauerer Blick auf die Site offenbart zunehmend Skurrileres.

(Source: Валерий Дед / Wikimedia Commons / CC BY 3.0)
(Source: Валерий Дед / Wikimedia Commons / CC BY 3.0)

Cyberkriminelle haben die Geografie der Schweiz sehr grosszügig interpretiert, wie das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) mitteilt. Dem NCSC fiel eine Website eines fiktiven Hotels auf.

Laut der Website befindet sich das Hotel in Crans-Montana im Kanton Wallis mit schöner Aussicht auf einen grossen See. Auf einem Foto ist sogar ein Rundfahrtschiff abgebildet. Da gibt es nur ein Problem: In der Umgebung von Crans-Montana gibt es keinen See von auch nur annähernd dieser Grösse.

Die Website des fiktiven Hotels. (Source: NCSC)

Zum Vergleich. So sieht es wirklich aus in Crans-Montana:

(Source: Crans-Montana-Communication / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

Die Bilder, welche die Betrüger für die Website nutzen, scheinen von überall zu kommen - nur nicht von Crans-Montana. Stellenweise wurde die Täuschung nicht sonderlich geschickt umgesetzt. Bei einem Bild, das die angebliche Dachterrasse zeigt, wurde nicht einmal der Dateiname angepasst: Darin steht noch immer der Verweis auf das Revere Hotel Boston Common in Massachusetts. Natürlich sieht auch das im Hintergrund abgebildete Boston wirklich überhaupt nicht aus wie Crans-Montana.

Ein Hotel im schweizerischen Italien, Deutschland und USA

Bei anderen Bildern führt eine umgekehrte Bildersuche schnell zum eigentlichen Ursprung. Das auf der Landingpage abgebildete Zimmer? Das Hotel Indigo Berlin - Ku’damm in Deutschland. Die tolle Seesicht auf den fiktiven "Lake Montana"? Ein Shutterstock-Bild von Osteno, ein italienisches Dorf am Luganersee. Auf diese Weise findet man übrigens noch weitere Websites, die fast genau gleich aussehen, aber Hotels in anderen Teilen der Welt bewerben.

Screenshots von der betrügerischen Website (links) und von Shutterstock mit demselben Foto vom angeblichen "Lake Montana". (Source: Screenshots)

Nicht nur die Bilder sind skurril. Auch die Beschreibungen vermögen wohl niemanden zu überzeugen, der die Region auch nur ein wenig kennt. So empfiehlt die betrügerische Website etwa ein paar Sehenswürdigkeiten "in der Nähe", die man besuchen sollte:

  • Den "Lake Montana" (beziehungsweise den Luganersee). 229 Kilometer entfernt. 4 Stunden im Auto von Crans-Montana, wie ein Blick in Google Maps zeigt.

  • Die Villa del Balbianello. 256 Kilometer. 4 Stunden 20 Minuten im Auto.

  • Die Villa Olmo. 236 Kilometer. 3 Stunden 50 Minuten im Auto.

  • Sighignola. 232 Kilometer. 4 Stunden im Auto.

Dem erfundenen Lake Montana widmet die Website eine ganze Unterseite. Beim Lesen wird jedoch schnell klar, dass die Betrüger einfach eine Passage von der Wikipedia-Seite des Luganersees kopiert haben. Inklusive einem Verweis auf den lateinischen Namen Laco Luanasco. Auch hier zeigt sich übrigens wieder die mangelnde Detailtreue der Betrüger. Die Unterseite trägt zwar den Titel "Lake Montana". In der URL steht jedoch "lake lugano".

Crans-Montana (grün markiert) und die vier Sehenswürdigkeiten "in der näheren Umgebung" (rot markiert): Osteno, Villa del Balbianello, Villa Olmo und Sighignola. (Source: Karte: NordNordWest / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0; Bearbeitung: Netzmedien)

Motive unklar

Über die Motive schreibt das NCSC nichts. Da die betrügerische Website aber über sehr ausführliche Kontaktdaten verfügt, liegt die Vermutung nahe, dass die Betrüger es auf unwissende Besucher und Besucherinnern abgesehen haben, die sich von den Bildern täuschen liessen.

Das NCSC verweist aber auch auf eine ältere Meldung. Im Mai warnte das NCSC vor einem fiktiven Hotel im Tessin, das Angestellte suchte. Wer sich interessierte, musste eine Vorauszahlung von 300 bis 1000 Euro tätigen. Diese sei angeblich für eine Bewilligung in der Schweiz oder um eine Kranken- und Unfallversicherung abzuschliessen. Möglicherweise soll die Website dazu dienen, vergleichbare betrügerische Jobangebote realistischer wirken zu lassen.

Vergangene Woche hatte das NCSC bereits vor einem anderen Problem mit betrügerischen Websites gewarnt: Zombie-Websites machten Werbung für verbotene Online-Casinos. Lesen Sie hier mehr dazu.

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Webcode
DPF8_230175

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