Wo Gamification der Awareness hilft und wo nicht
Mit Awareness-Trainings können Unternehmen ihre Mitarbeitenden für Cybergefahren sensibilisieren. Gamification statt Frontalunterricht soll das Engagement erhöhen. Wo die Möglichkeiten und wo die Grenzen sind, sagt Daniel Keller, Cybersecurity Consultant bei Infoguard.
Wie viel Gamification verträgt ein Awareness-Training?
Daniel Keller: Dies ist abhängig vom Format des Trainings und der Zielgruppe. Bei klassischen Trainings wie E-Learnings, Videos oder Live-Hacking sollte zumindest ein Quiz mit Punkten, gegebenenfalls sogar mit einem Leaderboard auf Stufe Mitarbeitende oder Teams hinzugefügt werden. Dies schafft zusätzlich Motivation und Anreiz. Wünschenswert sind Trainings, bei denen die Inhalte spielerisch vermittelt werden, wodurch das Training unterhaltsam ist und einen nachhaltigen Effekt hat.
Was sind die Vorteile eines gamifizierten Trainings?
Gamification motiviert und vermittelt spielerisch sowie nachhaltig Inhalte. Es kann auch den Teamgeist fördern, indem Teams/Abteilungen um die Spitze der Rangliste wetteifern. Bei "Eile mit Weile" (Mensch ärgere dich nicht) vergeht die Zeit gefühlt schneller und so ist es auch bei gamifizierten Trainings. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema wird ein informationssicherheitskonformes Verhalten angestrebt.
Und was sind die Nachteile?
Bei einigen Unternehmen haben wir eine zurückhaltende Einstellung gegenüber Gamification erlebt. Da mussten wir zuerst erklären, dass es sich nicht etwa um Tetris handelt, sondern einen starken, wissenschaftlich fundierten Mehrwert bietet. Unserer Erfahrung nach erfordert es durchaus etwas Mut, mit Gamification zu starten. Enttäuscht wurde bisher noch kein Kunde – im Gegenteil. Wichtig ist, die einzelnen Awareness-Massnahmen auf ihre Tauglichkeit für das jeweilige Unternehmen und deren Kultur zu überprüfen.
Was ist der Schlüssel zum Erfolg bei Awareness-Trainings?
Beispiele aus dem Alltag, spannende Geschichten und wo immer möglich die Teilnehmenden miteinbeziehen. Mit einer Kombination aus Ausbildung und Unterhaltung wird die Wissensvermittlung positiv und nachhaltig gestaltet, wobei man von "Edutainment" spricht. Mit einem mehrjährigen Konzept kann die Awareness nachhaltig gesteigert werden. Trainings sollten wenn möglich nur einmal eingesetzt und auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt werden. Über alle Massnahmen hinweg sollte zudem in der Kommunikation und im Design ein roter Faden vorhanden sein.
Welche Möglichkeiten bieten sich dem Channel bei dem Thema?
Wir empfehlen, bereits bestehende Trainings zu analysieren und zu prüfen, ob diese gamifiziert werden können. Bei neuen Trainings lohnt sich ein Blick auf Serious Games und Online/On-Site-Gruppenworkshops mit Gamification.
Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:
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René Bodmer, Kaspersky: "Es muss eine Balance zwischen vermittelten Inhalten und spielerischen Elementen geben."
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Cornelia Lehle, G Data: "Einfach nur Spielen um des Spielens willen, ruft eine Abwehrhaltung hervor.”
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Andreas Peter, Ispin: "Zu viel Gamification kann auch ermüden."
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Marco Pierro, Arrow: "Awareness-Trainings sind der ideale Türöffner, um neue Projekte zu generieren."
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David Scribane, Digicomp/Secutain: "Gamification setzt Anreize, die sich stärker im Handeln verankern."
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Kaan Tanriverdi, Axians IT Services: "Gamification ersetzt in CSAT traditionelle Trainingsmethoden nicht."