Coop und Migros in der Kritik

Schweizer Detailhändler weiten ihr Geschäft mit Daten aus

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von René Jaun und jor

Seit einem Jahr betreibt Grossverteiler Coop eine Datenplattform. Darauf können zum Beispiel Lieferanten sehen, welche Kunden ihre Produkte kaufen. Auch Coop-Rivalin Migros mischt im Datengeschäft mit. Bei Konsumentenschützern stösst dies auf Kritik.

Coop bietet seinen Partnern Datenpakete auf Basis von anonymisierten Kundendaten an. (Source: Screenshot youtube.com/watch?v=qN_RuPxz6IA&t=1s)
Coop bietet seinen Partnern Datenpakete auf Basis von anonymisierten Kundendaten an. (Source: Screenshot youtube.com/watch?v=qN_RuPxz6IA&t=1s)

Es sind nicht nur grosse, ausländische Unternehmen, die Daten ihrer User zu Geld machen. Auch in der Schweiz wird Datenhandel betrieben. Ein Beispiel dafür liefert die "NZZ am Sonntag" (Artikel hinter der Paywall). Im Bericht beschreibt die Zeitung, wie die Schweizer Detailhändler Coop und Migros Daten ihrer Kunden Dritten zugänglich machen.

So betreibe Coop zu diesem Zweck seit etwa einem Jahr eine zentrale Plattform, auf der das Unternehmen sämtliche innerhalb der Unternehmensgruppe anfallenden Verkaufsinformationen zusammenführt, wie die Zeitung berichtet. Die Daten könnten dort "durchleuchtet und auf Muster abgeklopft werden", was insbesondere für Lieferanten wertvoll sein könne. Coop verkaufe Datenpakete auf Basis Tausender anonymisierter Kunden, heisst es im Bericht. Lieferanten erfahren zum Beispiel, für welche Konkurrenzprodukte sich die Käufer ihrer Waren interessieren.

Die Migros wiederum betreibt keine solche Plattform. Aber auch sie bietet Lieferanten "Datenanalysen zu ihrem eigenen Sortiment" an, wie es unter Berufung auf einen Unternehmenssprecher heisst.

Daten sind anonymisiert – Konsumentenschutz bleibt skeptisch

Dass die Grossverteiler die Daten ihrer Kundschaft sammeln und auswerten, ist im Grunde nicht neu. Kritik dazu gab es schon vor Jahren, genauer: Bei der Einführung der Treueprogramme Supercard (Coop) und Cumulus (Migros), wie die Zeitung anmerkt. Eine neue Entwicklung sei jedoch, "dass die Detailhändler jetzt aber ihre Daten im Stile amerikanischer Tech-Giganten vermarkten".

Coop sagt gegenüber der Zeitung, man weise in der Firmen-Datenschutzerklärung auf das Geschäft mit Daten hin. Beide Detailhändler betonen zudem, die Daten seien aggregiert und anonymisiert – es handle sich also im rechtlichen Sinn nicht mehr um "Kundeninformationen".

Bei der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) bleibt man jedoch skeptisch: "Es ist fraglich, ob die Anonymität tatsächlich gewährleistet wird", lässt sich deren Datenschutz-Experte Lucien Jucker zitieren. Er verweist auf Studien, die zeigten, dass sich auch bei anonymisierten Daten Rückschlüsse auf Personen ziehen lassen, wenn diese mit zusätzlichen Informationen verknüpft werden.

Ein wahrer Datenschatz birgt sich auch im Swisspass. Die Karte ist längst nicht mehr nur eine Plastikvariante von ÖV-Tickets und Abos. Zahlreiche Partner machen ihn zu einer immensen Datenquelle. Mehr dazu lesen Sie hier.

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