Digitale Therapeuten ohne Schweigepflicht

Gratis-Gesundheitsapps geben oft Daten an Dritte weiter

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von Maximilian Schenner und tme

Viele Menschen in der Schweiz nutzen Apps, die versprechen, die mentale oder körperliche Gesundheit zu fördern. Die meisten davon sind kostenlos, wie eine Studie von NordVPN zeigt. Diese Anwendungen verkaufen jedoch oftmals sensible Daten an Dritte.

(Source: Adrian Swancar / unsplash.com)
(Source: Adrian Swancar / unsplash.com)

Gesundheits-Apps erfreuen sich in der Schweiz grosser Beliebtheit. Gemäss einer Studie im Auftrag von NordVPN nutzen hierzulande 61,6 Prozent der menschen Anwendungen, die versprechen, die körperliche oder geistige Gesundheit zu verbessern. 85 Prozent davon verwenden kostenlose Apps - diese bringen allerdings oftmals ein gewisses Sicherheitsrisiko mit sich.

Dass eine App kostenlos erhältlich ist, sei nicht unbedingt ein Warnsignal, schreibt das Unternehmen. Doch oft würden User ihre persönlichen Daten gegen die Dienste der Anwendung eintauschen. "Die Speicherung dieser sensiblen Informationen in schlecht gesicherten kostenlosen Apps stellt ein Risiko dar", sagt Joanna Rusin-Rohrig, Country Director DACH bei NordVPN. "Denn Nutzer, die kostenlose Apps nutzen, stellen ihre persönlichen Gesundheitsdaten als Währung zur Verfügung."

Stepcounter am beliebtesten

Zu den beliebtesten Apps zählen laut Umfrage der Pedometer Step Counter, den 15,1 Prozent der Befragten nutzen, myHelsana (10,7 Prozent), myCSS (9,5 Prozent), active365 (8,2 Prozent) und diverse Apps für die mentale Gesundheit wie Fabulous, Breeze, Calm oder Headspace (12,2 Prozent).

"Das grösste Problem, das wir sehen, ist, dass knapp ein Viertel der Umfrageteilnehmer in der Schweiz bei der Auswahl einer Gesundheits-App auf Datenschutzrichtlinien achtet. Das bedeutet, dass die meisten Nutzer nicht wissen, wo ihre Daten landen und wie sie von Dritten verwendet werden können", sagt Rusin-Rohrig. Gemäss der NordVPN-Studie teilten 84,2 Prozent der Befragten Informationen mit den Gesundheits-Apps. Dazu zählen unter anderem persönliche Gesundheitsdaten (47,4 Prozent), Mail-Adressen (57,6 Prozent), Telefonnummern (24,8 Prozent), Zahlungsmethoden (8,8 Prozent), private Fotos (11 Prozent) und die Freigabe von Kontaktlisten (6,2 Prozent). 

Besonders heikle Daten

Abhängig von den Datenschutzrichtlinien könnten diese Informationen auch mit Dritten geteilt werden, schreibt das Unternehmen. Bei kostenlosen Apps sei dies häufiger der Fall, weil sich diese über andere Wege finanzieren müssen. Besonders besorgniserregend sei es, wenn die verkauften Daten Themen wie Fruchtbarkeit, psychische Erkrankungen und sexuelle Orientierung umfassen.

NordVPN rät zu folgenden Massnahmen, um bei der Verwendung von Gesundheits-Apps auf der datensicheren Seite zu sein:

  • Verwenden Sie eine Wegwerf-E-Mail-Adresse, wenn Sie sich anmelden. In diesem Fall kann der Dienst Ihre E-Mail-Adresse nicht verwenden, um Ihre Identität mit Social-Media-Profilen und anderen Diensten zu verknüpfen.
  • Stellen Sie die Datenschutzeinstellungen der App immer so ein, dass Ihre Privatsphäre optimal geschützt ist. Widersprechen Sie, wenn möglich, allen Datenerhebungsprozessen.
  • Wählen Sie Ihre App für psychische Gesundheit sorgfältig aus, nachdem Sie sich gründlich darüber informiert haben, welche Daten sie sammelt und wie sie mit dem Datenschutz umgeht. Lesen Sie immer die Geschäftsbedingungen, bevor Sie diese Selbsthilfetools verwenden.
  • Verwenden Sie seriöse Apps, die Sie in offiziellen App Stores oder auf offiziellen Websites erhalten.
  • Vermeiden Sie kostenlose Apps aus obskuren Quellen. Die meisten dieser Apps verkaufen Daten an Dritte, überfluten Sie mit Werbung oder können Ihre Privatsphäre auf andere Weise gefährden.
  • Geben Sie nur das Minimum an Informationen an, die von der App verlangt werden. Vergewissern Sie sich, dass alles, was Sie angeben, nur für das Funktionieren der App entscheidend ist.

Übrigens: Aktuell sind alt bekannte Erpresser-Mails wieder im Umlauf. Die in der betrügerischen Nachricht als pädophil bezeichneten Opfer werden darin aufgefordert, Lösegeld zu bezahlen, um die Veröffentlichung von vermeintlich kompromittierendem Material zu verhindern. Hier erfahren Sie mehr dazu.

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