Wie Veeam sich wandeln will
Veeam hat zu seiner diesjährigen Hausmesse VeeamOn geladen. Der Back-up- und Recovery-Spezialist feierte im sonnigen Miami die jüngsten Erfolge, zelebrierte den wachsenden Partnerkreis und warf einen Blick in die Zukunft. Vor dem Hintergrund der bunten Party- und Spass-Stimmung erklärte das Unternehmen, wie es sich gegen die Konkurrenz behauptet - und wie es sich verändern will.
Rund 2000 Besucher haben sich zur VeeamOn 2019 eingefunden - darunter Partner und Endkunden. Die mehrtägige Hausmesse des Back-up- und Recovery-Spezialisten mit Sitz in Baar fand dieses Jahr in Miami statt. Zwischen gemütlichen Dinner-Partys, Happy Hour und Abschlussparty mit Gastauftritt des Rappers Flo Rida erlebten Besucher zahlreiche Keynotes, Breakout Sessions, Demonstrationen und One-to-Ones.
Die Feierlaune war auch bei Veeam selbst zu spüren. So sprach das Unternehmen auf der Bühne etwa über das stetige Wachstum, die Produkte und die Strategie, diese auf dem Markt zu festigen.
Über Wandel und hybride Cloud-Lösungen
Im Vorfeld begrüsste Ratmir Timashev, einer der Mitgründer von Veeam, das Publikum und wies darauf hin, dass sich das Unternehmen weiterhin auf Back-up-Lösungen fokussieren will. Im Kontrast dazu deutete er an, wie tiefgreifend diese Lösungen schon in der IT verwurzelt seien und in welchen anderen Bereichen Veeam damit schon eine gewichtige Rolle spielen darf, etwa im Bereich Datensicherheit.
Die Firma und auch der Markt würden sich laut Timashev stetig weiterentwickeln. Er begrüsse diesen Wandel. "Veränderung ist im Leben die einzige Konstante. Ihre Fähigkeit mit Veränderungen umzugehen bestimmt Ihren Erfolg", zitiert Timashev den Erfinder und Gründungsvater der USA Benjamin Franklin. Und 2019 stehe für das Unternehmen ganz im Zeichen des Wandels hin zu hybriden Cloud-Lösungen.
Ratmir Timashev, Mitgründer von Veeam, vermeldet auf der Bühne die jüngsten Erfolge des Back-up-Software-Herstellers. (Source: Netzmedien)
Veeam erwirtschaftete 2018 nach eigenen Angaben über eine Milliarde US-Dollar an Auftragsvolumen, verzeichnete mehr als 350'000 Kunden und zählte monatlich einen Zuwachs von 4000 Neukunden. Für Timashev sei dies aber lediglich "der erste Akt" für Veeam. Im zweiten Akt gehe es nun um Sicherheit und Datenmanagement in hybriden Cloud-Umgebungen.
Eine Umfrage unter den Kunden habe ergeben, dass 73 Prozent eine Hybrid-Strategie verfolgen. Weniger als 10 Prozent beharrten auf reine On-Premise-Lösungen und weniger als 15 Prozent zielten auf einen gesamtheitlichen Move-to-the-Cloud. Letztere zwei Gruppen wolle man nicht ausser Acht lassen und auch schon alle Werkzeuge in die Hand drücken, um womöglich in Zukunft auch auf die hybride Cloud zu setzen.
Mittels Einfachheit zu Partnerschaften mit Microsoft und AWS
"Es ist unsere Vision, zum vertrauenswürdigsten Anbieter von Backup-Lösungen zu werden", sagte Timashev. Was das Unternehmen zum Erfolg geführt habe? Skalierbarkeit, starke Features und grossartigen Support seien dafür wichtig, aber seine Kunden hätten vor allem drei Attribute genannt: Einfachheit, Zuverlässigkeit und Flexibilität. "Wir sind weiter gegangen, als nur die Nummer 1 für VMware zu sein", fügte Timashev hinzu.
Er zeigt sich erfreut über Veeams Partnerschaften mit Microsoft und AWS. Back-up-Daten neu auf Azure Blob einstufen zu können, sei bahnbrechend. Seit dem Release vom vierten Update der Veeam Availability Suite 9.5 im Frühjahr ist die kundenseitige Verwendung und Einbindung von Azure und AWS förmlich explodiert, wie Timashev weiter sagte. Grund dafür sei die eingangs erwähnte Einfachheit: Mittels zugänglichen Bedienungsoberflächen liessen sich Back-up- und Datenschutz-Prozesse leicht im Object Storage einstufen.
Die Keynotes und Präsentationen schreiben die Schnelligkeit und Einfachheit der Veeam-Lösungen gross. In einer der Live-Demonstrationen auf der Bühne versenkte Michael Cade, Global Technologist von Veeam, seinen Laptop in einer Wanne voller Wasser. Gleich darauf stellte er das System auf einem anderen Gerät wieder her.
Veeam zeigt Fokus auf Sicherheit
Cade erklärt auf Anfrage mehr über die Produkte. Mit einem Hintergrund bei VMware, NetApp und Cisco Champions zeigte er sich verständlicherweise begeistert über die kommenden Neuerungen, Partnerschaften und Integrationsmöglichkeiten. Laut Cade ist ein starkes Argument für Veeams Backup-Lösungen die Nachhaltigkeit sowie die Hardware-Unabhängigkeit der Firma - der Hersteller produziert ausschliesslich Software und die Back-ups von Veeam lassen sich universell öffnen, auch für Kunden, die sich in Zukunft womöglich für andere Anbieter entscheiden könnten. Es mute auf den ersten Blick zwar seltsam an, die Back-up-Container System- und Hersteller-unabhängig anzubieten, doch das steigere das Vertrauen in den Dienstleister.
Michael Cade, Global Technologist von Veeam. (Source: Netzmedien)
"Bisher nannte niemand Veeam und Security im gleichen Atemzug", sagte Cade. Weil sich das Unternehmen in die Welt von Datenmanagement begebe, müsse Veeam aber immer mehr Sicherheitsthemen berücksichtigen. Die Einhaltung von Datenschutzgesetzen wie die EU-DSGVO, der Kampf gegen Ransomware oder selektive Zugangskontrollen habe der Hersteller nun priorisiert. Mit Veeam Data Labs könnten etwa von Ransomware betroffene Daten isoliert und die Back-ups in einer Sandbox genauer unter die Lupe genommen werden. Mit immer kürzer werdenden Intervallen zwischen Back-ups schrumpfe das Fenster für Datenverluste und selbst vereinzelte Dateien aus einem Back-up liessen sich gezielt wiederherstellen.
Ob Veeam nun vollends auch noch zum Security-Dienstleister wird? Cade verneint. "Wir verhindern keine Ransomware, aber unsere Lösung lässt sich in Windows Defender und Anti-Virus-Programme von Drittherstellern integrieren", sagte er. Der Fokus auf Sicherheit sei der Firma dennoch ein besonderes Anliegen.
Veeam partnert mit Nutanix ...
Vor zwei Wochen kündigte Veeam eine Partnerschaft mit Nutanix für eine Lösung namens "Mine" an. Danny Allan, Vizepräsident und Produktstratege von Veeam, erläutert auf Rückfrage mehr zum Produkt dieser Partnerschaft. Mine soll Zeit bei der Einrichtung von Hardware, Software, Betriebssystemen und Lizenzierungen einsparen. In der zweiten Hälfte von 2019 werde die Lösung im Angebot von Nutanix-Resellern landen.
Mine baue auf "Veeam Availability for Nutanix AHV" auf. Damit reagierten die Unternehmen auf die Kundennachfrage nach integrierten und einheitlichen Storage-Management- und Datenschutz-Produkten, wie Allan weiter sagte.
Nutanix und Veeam spiegelten sich in ihrem Werdegang, ergänzte Carey Stanton, Vizepräsident für Global Alliances von Veeam. Beide Unternehmen seien in Märkte eingedrungen, die von altbewährten Ansätzen dominiert gewesen seien. Nun seien sie als disruptive Marktführer in ihren jeweiligen Kategorien anerkannt, weil sie den Kundenanforderungen auf neue und innovative Weisen begegnet seien. So habe die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Unternehmen für eine gemeinsame Data-Management-Plattform nur Sinn gemacht.
Im Hands-on-Lab dürfen ausgewählte Besucher die Lösungen des Herstellers testen. (Source: Netzmedien)
... und öffnet die Tore noch weiter
Jenseits von angekündigten Lösungen wie Mine lanciert Veeam sein "mit Veeam"-Programm. Dazu partnert der Hersteller mit Enterprise-Storage-Anbietern, um Software von Veeam direkt mit Storage- und Infrastruktur-Hardware- und Management-Stacks zu kombinieren. APIs von Veeam sollen den Aufbau solcher Lösungen ermöglichen.
Entsprechend präsentieren sich unter den Ausstellern an der VeeamOn 2019 auch HPE, Pure Storage, Netapp, Cisco, IBM Cloud, Microsoft, Ingram Micro, Lenovo und Infinidat, um nur einige wenige zu nennen. In direkten Gesprächen beraten sie Kunden und Interessierte.
Kürzlich lancierte AWS seinen eigenen Back-up-Dienst. Ist diese Entwicklung Veeam nicht ein Dorn im Auge und ein schlechtes Zeichen für Kooperationen mit AWS? Ken Ringdahl, Vizepräsident Global Alliances Architecture von Veeam, verneint entschieden und klärt auf. Vor der damaligen Ankündigung habe AWS Veeam schon darüber informiert. Die strategische Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen bestehe nach wie vor. Während AWS wegen nativer Back-up-Unterstützung für ihre Kunden zwar auch als Konkurrenz für Veeam dasteht, gibt der Cloud-Anbieter dem Software-Hersteller jedoch Zugang zu APIs, mit der Veeam nun App-konsistente Back-ups der Workloads gewährleisten könne.
Dennoch wächst das Feld der Konkurrenten weiter. Jüngst wagte sich auch Lenovo mit Exoscale ins Getümmel, worüber Sie hier mehr lesen können.