Armasuisse eröffnet seinen Cybersicherheits-Campus an der EPFL
Das Bundesamt für Rüstung Armasuisse hat seinen Campus Cyber Defence an der ETH Lausanne eingeweiht. Campus-Direktor Vincent Lenders spricht darüber, welche Ziele die Einrichtung verfolgt und wie sie die richtigen Mitarbeiter finden will.
Anlässlich einer Konferenz über den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Cybersicherheit hat Armasuisse seinen Campus für Cyberabwehr an der ETH Lausanne offiziell lanciert. Das Bundesamt für Rüstung hatte die entsprechenden Pläne bereits im Februar bekanntgegeben. Eine dezentrale Einrichtung soll den Technologietransfer zwischen dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) und der Forschung sowie der Industrie im Bereich der Cybersicherheit fördern.
Der Cyberdefence-Campus verteilt sich auf drei Standorte: Thun und die beiden ETHs. In Lausanne sitzt das Institut im Innovationspark der EPFL. Hier will Armasuisse forschen, und zwar in den Bereichen Cybersicherheit, digitales Vertrauen – in Zusammenarbeit mit dem Center for Digital Trust –, Datenwissenschaften und künstliche Intelligenz. Campus-Direktor Vincent Lenders erklärt, was es mit den Plänen von Armasuisse auf sich hat.
Was sind die Ziele des Cyberdefense-Campus?
Vincent Lenders: Wir verfolgen mehrere Ziele. Erstens wollen wir Entwicklungen und Innovationen auf dem Gebiet der Cybersicherheit besser antizipieren können – unabhängig davon, ob es sich um Bedrohungen oder Verteidigungsstrategien handelt. Zweitens geht es darum, unsere Kompetenzen in diesem Bereich zu verbessern und die nötigen Talente zu gewinnen. Und drittens wollen wir die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren im Feld der Cyberabwehr stärken.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt der Campus?
Ziel ist es, nicht nur Armasuisse-Mitarbeitende, sondern auch Studierende und Unternehmen einzubinden. Der Campus ist eine offene Umgebung. Derzeit können wir etwa sechzig Personen an den drei Standorten Lausanne, Zürich und Thun unterbringen.
Wie soll die Zusammenarbeit im Bereich der Forschung konkret aussehen?
Wir werden gemeinsam mit ETH-Studierenden und Doktoranden Forschungsprojekte zu konkreten Problemen durchführen. Es laufen auch bereits Projekte mit dem Center for Digital Trust. Ferner werden wir einige Forschungsarbeiten finanzieren. Die Mitarbeiter von Armasuisse kümmern sich um den Wissenstransfer zwischen dem Campus und dem Verteidigungsdepartement.
Sicherheitsexperten sind sehr gefragt. Wie wollen Sie die Abgänger der beiden ETHs anlocken?
Als Regierungsbehörde haben wir eine Position, die uns von privaten Unternehmen unterscheidet. Wir entwickeln ein Early Student Recruiting Programm und haben auch schon talentierte Mitarbeiter gewinnen können. Natürlich können wir uns nicht an den branchenüblichen Gehältern orientieren. Aber wir arbeiten an sehr interessanten Themen und an Lösungen, die längerfristig angelegt sind, als dies in der Wirtschaft üblich ist. Das ist es, was die Talente anzieht, die sich uns anschliessen.
Sie haben eingangs erwähnt, dass Sie Entwicklungen antizipieren wollen. Muss man dafür unbedingt auf einem Universitätsgelände sein?
Wir haben bereits eine Plattform, mit der wir Technologien, den Markt und Forschungsarbeiten ständig im Auge behalten. Unsere Präsenz auf dem ETH-Campus ist daher lediglich eine Ergänzung. Durch den Campus können wir herausfinden, wer woran arbeitet. Und wir können bestimmtes Fachwissen aufspüren, wenn wir es brauchen. Durch die Nähe zur Forschung sind wir auch in der Lage, Veränderungen sehr früh zu erkennen.
Die meisten Cybersicherheitslösungen werden im Ausland entwickelt. Wollen Sie mit dem Campus Schweizer Lösungsanbieter fördern?
Das ist nicht das erste Ziel unserer Präsenz. Es kann jedoch vorkommen, dass wir ganz spezielle Produkte für bislang ungedeckte Bedürfnisse suchen. Zudem können wir Armasuisse auch beraten, wenn es um Beschaffungen für das Militär geht.